Ist eine Literaturarbeit wirklich weniger aufwendig?

Literaturarbeit

Vor Kurzem hat mich eine Studentin gefragt, ob eine Literaturarbeit weniger Aufwand bedeutet als eine empirische Untersuchung. Meine Antwort: “Es kommt darauf an.” Denn eine Literaturarbeit ist keineswegs „wenig Arbeit“. Ihr Vorteil liegt vor allem in der besseren Planbarkeit. Während empirische Studien immer ein gewisses Risiko mit sich bringen – etwa wenn Fragebögen nicht zurückkommen, Pflanzen nicht wie erwartet wachsen oder Laborproben kontaminiert sind – kannst du bei einer Literaturarbeit methodisch stabiler arbeiten. Und trotzdem: Einfach ist sie nicht.

Wie gehst du eine Literaturarbeit systematisch an?

1. Einstieg: Grobe Orientierung mit Suchbegriffen

Am Anfang steht die thematische Eingrenzung. Nehmen wir als Beispiel ein Thema rund um die Wechseljahre. Mögliche Suchbegriffe wären: Menopause, Hormonhaushalt, gestörte Hormone, Schlaf. Erste Recherchen kannst du über Google Scholar oder PubMed durchführen.

Achte dabei auf die Trefferzahl: Bei Millionen Ergebnissen solltest du die Suche eingrenzen, bei wenigen Treffern erweitern.

2. Verständnis für PubMed: MeSH und Keywords

PubMed arbeitet mit sogenannten Medical Subject Headings (MeSH), einem kontrollierten Vokabular zur systematischen Erfassung medizinischer Themen. Es lohnt sich, deine Suchbegriffe medizinisch korrekt zu formulieren oder über die MeSH-Datenbank generieren zu lassen.

Beispiel: Statt „App“ → „Mobile Applications“, statt „Diet“ → „Diet Therapy“ oder „Feeding Behavior“. Tipp: Wenn du einen passenden MeSH-Term gefunden hast, klicke auf „Add to search builder“ und kopiere die Suchphrase, z. B.: "Menopause"[Mesh] AND "Sleep"[Mesh]

3. Kombination mit Booleschen Operatoren

Ein einzelner Suchbegriff ist meist zu unspezifisch. Mit den Operatoren AND, OR und NOT kannst du deine Suche gezielt steuern:

  • AND: Beide Begriffe müssen vorkommen → spezifischer
  • OR: Einer von beiden reicht → breiter
  • NOT: Schließt Begriffe aus → gezielter

Beispiel: ("Menopause"[Mesh] OR "Perimenopause"[Mesh]) AND "Sleep Disorders"[Mesh] NOT "Animal Studies"

PubMED Literaturrecherche
Ein Beispiel einer Literaturrechere in PubMED

4. Filtern und Eingrenzen

Definiere klare Ein- und Ausschlusskriterien:

  • Welche Publikationstypen sind relevant (z. B. Studien, Reviews)?
  • Welcher Zeitraum soll abgedeckt werden (z. B. letzte 5–10 Jahre)?
  • Welche Sprachen möchtest du berücksichtigen (Deutsch, Englisch)?

Typische Filteroptionen in PubMed:

  • Publication type: „Review“, „Clinical Trial“
  • Publication date: „Last 5 years“
  • Species: „Humans“
  • Language: „English“, „German“

5. Dokumentation deiner Suchstrategie

Ein zentraler Aspekt im Wissensmanagement: Deine Recherche muss nachvollziehbar dokumentiert werden. Notiere, welche Begriffe du in welcher Datenbank verwendet hast und welche Ergebnisse du erhalten hast. Nutze die „Search History“ (unter „Advanced“) zur Nachverfolgung.

Beispielhafte Dokumentation:

SchrittSuchstringTreffer
#1“Menopause”[Mesh]2.134
#2“Sleep Disorders”[Mesh]1.876
#3#1 AND #2134

6. Vom Allgemeinen zum Speziellen

Literaturrecherche ist ein Prozess. Du beginnst mit allgemeinen Begriffen und verfeinerst deine Suche Schritt für Schritt:

  • Analysiere relevante Keywords in Artikeln
  • Nutze spezifischere MeSH-Terms
  • Kombiniere MeSH mit freien Begriffen
  • Wende zusätzliche Filter an

7. Strategische Rechercheplanung

Wenn du systematisch vorgehen möchtest – etwa für eine Review oder ein Coaching-Modul – empfehle ich dir:

  • Die Anleitung der Universitätsbibliothek Kiel mit 21 praxisnahen Recherchetipps
  • Den Leitfaden von Dr. Stefan Lang zur medizinischen Literaturrecherche mit Beispielen und Videoformaten

Und jetzt du:

Wie gehst du bei deiner Literaturrecherche vor? Welche Tools, Strategien oder Routinen helfen dir, den Überblick zu behalten?

Teile deine Erfahrungen – denn gute Recherche beginnt dort, wo wir voneinander lernen.

Dr. Martina Henn-Sax

Progress Consulting – Von der Analyse zum optimalen Wissensmanagement.

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Wissensmanagement ist Analyse, Kommunikation und Fortschritt.
Nur wer sein Potenzial erkennt, kann optimal lernen, nur wer sein Wissen organisieren und kommunizieren kann, wird VERSTEHEN nicht VERGESSEN!






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